Ange­sichts der Beliebt­heit und der Nach­frage nach Data Sci­ence und des gut doku­men­tier­ten Fach­kräf­te­man­gels inter­es­sie­ren sich immer mehr Men­schen für die Daten­wis­sen­schaft als Beruf. Im Laufe der Zeit habe ich immer mehr Fra­gen dazu erhal­ten, wie man als Daten­wis­sen­schaft­ler anfan­gen kann. Wie bei vie­len ande­ren Beru­fen ist es in der Regel am schwie­rigs­ten, den ers­ten Job zu bekom­men, da viele Arbeit­ge­ber eine gewisse Berufs­er­fah­rung vor­aus­set­zen. Dies kann zu einem Teu­fels­kreis füh­ren: Wie bekommt man seine erste Stelle, wenn alle Arbeit­ge­ber Vor­kennt­nisse voraussetzen?

In die­sem Bei­trag werde ich ver­su­chen, Ihnen einige Rat­schläge zu geben – basie­rend auf mei­ner eige­nen Erfah­rung, als ich vor eini­gen Jah­ren in die Daten­wis­sen­schaft wech­selte, und mei­ner der­zei­ti­gen Erfah­rung als Lei­ter einer Daten­wis­sen­schaft­li­chen Abtei­lung, der Dut­zende von Bewer­bern inter­viewt und jedes Jahr Hun­derte von Bewer­bun­gen prüft.

Was ist Ihr Hintergrund?

Mei­ner Erfah­rung nach las­sen sich Men­schen, die eine Kar­riere in der Daten­wis­sen­schaft anstre­ben, in drei rela­tiv unter­schied­li­che Grup­pen ein­tei­len. Es ist wich­tig, her­aus­zu­fin­den, wel­cher die­ser Grup­pen Sie am ähn­lichs­ten sind, um die bes­ten nächs­ten Schritte zu finden.

Der MINT-Kar­rie­re­wech­sel

Dies sind Per­so­nen mit einem fort­ge­schrit­te­nen aka­de­mi­schen Abschluss in einem technischen/wissenschaftlichen Bereich, die mög­li­cher­weise bereits einige Jahre Berufs­er­fah­rung in einem angren­zen­den Bereich haben. Da der Hype um die Data Sci­ence zuge­nom­men hat, haben sie begon­nen, die Mög­lich­keit eines Wech­sels in Betracht zu zie­hen. Sie ver­fü­gen in der Regel über einen aus­ge­präg­ten Mathe­ma­tik- und For­schungs­hin­ter­grund und kön­nen die lineare Alge­bra und Sta­tis­tik hin­ter den Model­len des maschi­nel­len Ler­nens nach­voll­zie­hen. Sie haben Erfah­rung im Lesen aka­de­mi­scher Arbei­ten und las­sen sich von den For­meln nicht ein­schüch­tern. Ihre über­trag­ba­ren Fähig­kei­ten kön­nen ihnen hel­fen, rela­tiv schnell gute Daten­wis­sen­schaft­ler zu werden.

Die neuen Absol­ven­ten der Data Science

Es hat zwar ein paar Jahre gedau­ert, aber die Uni­ver­si­tä­ten haben begon­nen, sich auf die Nach­frage der Indus­trie ein­zu­stel­len, und ver­schie­dene Fakul­tä­ten bie­ten jetzt Mas­ter­stu­di­en­gänge in Daten­wis­sen­schaft an. Je nach Uni­ver­si­tät kön­nen dies die Fach­be­rei­che Sta­tis­tik, Elek­tro­tech­nik oder Wirt­schafts­in­ge­nieur­we­sen sein. Diese Abschlüsse kön­nen zwar nicht alles abde­cken, aber sie ent­wi­ckeln sich schnell zum Gold­stan­dard für eine umfas­sende Data-Sci­ence-Aus­bil­dung, die ein 3- oder 6‑monatiges Boot­camp nicht bie­ten kann. Ein gutes Pro­gramm beinhal­tet auch eine Abschluss­ar­beit (und eine oder meh­rere Ver­öf­fent­li­chun­gen), die dem Arbeit­ge­ber die Mög­lich­keit gibt, Ihre Arbeit im Detail zu bespre­chen. Bei Vor­stel­lungs­ge­sprä­chen mit Hoch­schul­ab­sol­ven­ten gehe ich auf ihre Abschluss­ar­beit ein und ver­ge­wis­sere mich, dass sie alter­na­tive Ansätze ver­ste­hen, erör­tern, warum sie bestimmte Ent­schei­dun­gen getrof­fen haben, und ermit­teln, wie sie mit Feed­back umge­hen. Auf­grund des Umfangs einer Abschluss­ar­beit kann man in der Regel sehr gut ein­schät­zen, wie jemand forscht und wie gut er sich mit der Mate­rie aus­kennt – auf eine Art und Weise, die ein Kaggle-Pro­jekt, das vor eini­ger Zeit durch­ge­führt wurde, nicht leis­ten kann.

Der Opti­mist

Dies ist jemand, der weder eine for­male Data-Sci­ence-Aus­bil­dung absol­viert hat noch über einen umfas­sen­den Sta­tis­tik-/Ma­the-Hin­ter­grund ver­fügt. Sie haben viel­leicht meh­rere Jahre Erfah­rung in der Daten­ana­lyse in einem bestimm­ten Bereich (Finan­zen, Gesund­heits­we­sen usw.) und möch­ten ihre der­zei­ti­gen Fähig­kei­ten ergän­zen, um schritt­weise in eine Data-Sci­ence-Rolle zu gelan­gen. In der Ver­gan­gen­heit haben sich meh­rere Per­so­nen an mich gewandt, um sich über ihre Mög­lich­kei­ten als Data Sci­en­tist in der Fin­tech-Bran­che oder einer ande­ren spe­zi­fi­schen Bran­che bera­ten zu las­sen. Auch wenn Geschäfts­sinn und Erfah­rung in die­sem Bereich wich­tig sind, ist dies die fal­sche Denk­weise. Die Gemein­sam­kei­ten zwi­schen den Data-Sci­ence-Rol­len in ver­schie­de­nen Bran­chen sind erheb­lich – die Tools und Algo­rith­men lösen all­ge­meine mathe­ma­ti­sche Pro­bleme, keine bran­chen­spe­zi­fi­schen. Es ist ein­fa­cher, einem guten Daten­wis­sen­schaft­ler eine neue Domäne bei­zu­brin­gen, als einem Wirt­schafts­ana­ly­ti­ker mit Fach­kennt­nis­sen das Pro­gram­mie­ren bei­zu­brin­gen und ihm Sta­tis­tik und maschi­nel­les Ler­nen bei­zu­brin­gen. Wenn Sie ein Daten­wis­sen­schaft­ler sein wol­len, dann wol­len Sie genau das sein, kein Fintech-Datenwissenschaftler.

Wenn Sie bis hier­her gele­sen haben, wis­sen Sie wahr­schein­lich, dass es viele Online-Kurse gibt, die alles, was mit Daten­wis­sen­schaft zu tun hat, leh­ren. Diese Kurse sind zwar grund­le­gend und lie­fern eine Menge Inhalt, aber die große Mehr­heit ver­sucht, so schnell wie mög­lich die meis­ten prak­ti­schen Infor­ma­tio­nen zu ver­mit­teln. Das bedeu­tet in der Regel, dass Sie viele Modelle des maschi­nel­len Ler­nens ken­nen ler­nen, aber nur eine kurze Erklä­rung dar­über erhal­ten, wie der Algo­rith­mus tat­säch­lich funk­tio­niert. In vie­len Kur­sen wird die Sache nicht durch kom­plexe Mathe­ma­tik ver­kom­pli­ziert, damit sie für ein mög­lichst gro­ßes Publi­kum zugäng­lich blei­ben. Es ist zwar durch­aus mög­lich, Modelle zu trai­nie­ren und „Data Sci­ence“ zu betrei­ben, ohne die Fein­hei­ten des Algo­rith­mus zu ver­ste­hen, aber Ihre Mög­lich­kei­ten sind dann doch begrenzt. Ange­sichts des zuneh­men­den Trends zu auto­ma­ti­sier­tem ML wird man in naher Zukunft kei­nen Daten­wis­sen­schaft­ler mehr brau­chen, um einen Algo­rith­mus ein­zu­schleu­sen und ein paar Stan­dard­op­tio­nen aus­zu­pro­bie­ren. Wie viele andere Berufe müs­sen auch Daten­wis­sen­schaft­ler einen Vor­sprung gegen­über auto­ma­ti­sier­ten Sys­te­men haben, um ihren Arbeits­platz zu behal­ten, was in der Regel ein viel tie­fe­res Ver­ständ­nis der Algo­rith­men bedeutet.

Da die Aus­bil­dung zum Daten­wis­sen­schaft­ler sehr leicht zugäng­lich ist und es keine Stan­dard­qua­li­fi­ka­tio­nen für die Aus­übung der Daten­wis­sen­schaft gibt, kann sich jeder, der einen 50-stün­di­gen Kurs absol­viert hat, selbst als Daten­wis­sen­schaft­ler bezeich­nen. Wie auch anderswo gilt: Wenn eine Stelle stark nach­ge­fragt wird, steigt das Ange­bot, um die Nach­frage zu befrie­di­gen, und ein Zustrom neuer Bewer­ber beginnt, sich zu bewer­ben. Um eine ernst­hafte Chance zu haben, in die­sem Bereich Fuß zu fas­sen, ist eine erheb­li­che Zeit­in­ves­ti­tion erforderlich.

Wie man in die Data Sci­ence einsteigt

Es gibt ver­schie­dene Mög­lich­kei­ten, die Min­dest­an­for­de­run­gen an Erfah­rung und Wis­sen zu erfül­len, um eine erste Stelle im Bereich Daten­wis­sen­schaft zu erhal­ten. Bei der Ein­stel­lung für eine Junior-Posi­tion wird der Inter­viewer auf einige Dinge achten:

  • Ver­ste­hen Sie die Grund­la­gen und die Theo­rie des Machine Learnings?
  • Ver­fü­gen Sie über die erfor­der­li­chen Pro­gram­mier­kennt­nisse (in der Regel Python oder R)?
  • Kön­nen Sie diese bei­den Punkte nach­wei­sen (z. B. „walk the walk“, nicht nur „talk the talk“)?

Als Bewer­ber müs­sen Sie beden­ken, dass die Ver­lust­funk­tion des Unter­neh­mens asym­me­trisch ist – die Ein­stel­lung eines schlech­ten Bewer­bers kann ein viel schlech­te­res Ergeb­nis haben als die Ableh­nung eines guten Bewer­bers. Das bedeu­tet, dass die Unter­neh­men vor­sich­tig sein wer­den, wenn es darum geht, ein Risiko bei einem Bewer­ber ein­zu­ge­hen, der keine Erfolgs­bi­lanz vor­wei­sen kann. Sie müs­sen dem Per­so­nal­ver­ant­wort­li­chen so gut wie mög­lich zei­gen, dass Sie ein Kan­di­dat mit gerin­gem Risiko und gro­ßem Poten­zial sind. Das bedeu­tet auch, dass Ihre Chan­cen rela­tiv gering sein kön­nen und Sie emo­tio­nal auf viele Absa­gen vor­be­rei­tet sein müs­sen, bevor Sie ein Ange­bot erhalten.

Es gibt drei Haupt­wege, um das theo­re­ti­sche Wis­sen und die Fach­kennt­nisse zu erwer­ben, die für Ihre erste Stelle erfor­der­lich sind, und diese kön­nen auf ver­schie­dene Weise kom­bi­niert werden:

Mas­ter-Abschluss (mit Abschlussarbeit)

Wie bereits erwähnt, ist dies heute wahr­schein­lich der Gold­stan­dard für die Aus­bil­dung. Es kann zwar 1–2 Jahre dau­ern, aber die Zeit ist gut inves­tiert, vor allem wenn man an einer bekann­ten Uni­ver­si­tät stu­diert. Das Anse­hen der Uni­ver­si­tä­ten ist je nach Stand­ort unter­schied­lich, daher ist es hilf­reich zu wis­sen, wel­che Uni­ver­si­tät in Ihrer Nähe als gut gilt.

Boot­camp

Diese Pro­gramme dau­ern in der Regel 3–6 Monate bei Voll­zeit­pro­gram­men und viel län­ger, wenn sie in Teil­zeit durch­ge­führt wer­den. Am bes­ten ach­ten Sie genau dar­auf, wel­chen finan­zi­el­len Anreiz das Pro­gramm für Ihre zukünf­tige Kar­riere bie­tet. Bei eini­gen Boot­camps ist es ganz ein­fach: Sie zah­len für die Aus­bil­dung. Ande­rer­seits bie­ten die bes­ten Boot­camps auch Ein­kom­mens­be­tei­li­gungs­ver­ein­ba­run­gen an. In die­sem Fall zah­len Sie nach Abschluss des Boot­camps nur dann einen Pro­zent­satz Ihres Gehalts, wenn die­ses über einem bestimm­ten Schwel­len­wert liegt. Die Ver­ein­ba­rung gilt in der Regel für 2 bis 4 Jahre und ist nach oben begrenzt (z. B. auf das 1,5- bis 2‑fache der anfäng­li­chen Stu­di­en­ge­büh­ren). In Israel arbei­ten ITC und Y‑Data auf diese Art und Weise und legen einen grö­ße­ren Schwer­punkt dar­auf, ihren Stu­den­ten zu hel­fen, ihre erste Stelle zu bekom­men. Andere Boot­camps arbei­ten so, dass sie Sie nach der Aus­bil­dung zwei Jahre lang auf ihrer Gehalts­liste füh­ren, in denen Sie an einem Pro­jekt für ihre Kun­den­un­ter­neh­men arbei­ten (z. B. Expe­ris Aca­demy in Israel). Das Boot­camp zahlt Ihr Gehalt direkt und kas­siert die Dif­fe­renz zwi­schen dem Gehalt und der Out­sour­cing-Gebühr, wobei dem Arbeit­neh­mer in der Regel eine Aus­stiegs­klau­sel ange­bo­ten wird (die seine Aus­bil­dungs­kos­ten abdeckt). Im All­ge­mei­nen decken diese Boot­camps eine breite Palette von The­men ab und umfas­sen theo­re­ti­sches Wis­sen über maschi­nel­les Ler­nen, Pro­gram­mier­kennt­nisse, Sta­tis­tik und (min­des­tens ein) Abschluss­pro­jekt. Wie Sie ver­ste­hen kön­nen, bie­ten die ver­schie­de­nen Boot­camps unter­schied­li­che Anreize, um Ihre erfolg­rei­che Plat­zie­rung nach der Aus­bil­dung zu gewähr­leis­ten. In man­chen Fäl­len kann es sich loh­nen, die Zeit in ein Boot­camp zu inves­tie­ren, selbst wenn ein Groß­teil des Mate­ri­als bereits bekannt ist, nur um von der Unter­stüt­zung bei der ers­ten Stelle zu profitieren.

Online-Kurse

Umfang und Qua­li­tät die­ser Kurse haben sich grund­le­gend ver­än­dert und ermög­li­chen es jedem, welt­weit von den bes­ten Experten zu ler­nen. Die Tat­sa­che, dass solch hoch­wer­tige Inhalte nun für jeder­mann frei zugäng­lich sind, hat die Ein­stiegs­hürde dras­tisch gesenkt. Auf einem sehr hohen Niveau kann man diese Kurse in zwei Arten unter­tei­len – Ein­füh­rungs­kurse, die ver­su­chen, ein wenig von allem im Bereich des maschi­nel­len Ler­nens abzu­de­cken, und Kurse für Fort­ge­schrit­tene, die tie­fer in bestimmte Berei­che ein­tau­chen. Meh­rere der belieb­ten Ein­füh­rungs­kurse kön­nen mit weni­ger als 80 Stun­den Auf­wand abge­schlos­sen wer­den. Das erfor­dert zwar Hin­gabe (vor allem, wenn man dies neben einem Voll­zeit­job macht), ist aber im Ver­gleich zu vie­len ande­ren hoch­be­zahl­ten Beru­fen eine rela­tiv geringe Zeit­in­ves­ti­tion (den­ken Sie z. B. an die Zeit, die man benö­tigt, um Pilot, Anwalt oder Arzt zu wer­den). Ich habe einige Bewer­ber gese­hen, die Andrew Ngs berüch­tig­ten Kurs über maschi­nel­les Ler­nen als ihre ein­zige Aus­bil­dung in die­sem Bereich ange­ge­ben haben. Ich stimme zu, dass es ein groß­ar­ti­ger Kurs ist (es war der erste, den ich beim Über­gang zu Data Sci­ence belegte), aber er war defi­ni­tiv nicht aus­rei­chend, um sich als Data Sci­en­tist zu qua­li­fi­zie­ren. Sie soll­ten bei jedem Kurs, der behaup­tet, Ihnen das A‑Z von ML zu ver­mit­teln, sehr vor­sich­tig sein. Sie mögen ein guter Ein­stieg in das Gebiet sein, aber Sie soll­ten sie als den ers­ten Schritt auf einer lan­gen Reise betrachten.

Was bedeu­ten diese Trends für mich?

Der MINT-Kar­rie­re­wech­sel

Von den drei Wegen ist dies wahr­schein­lich der schnellste, und wenn Sie genug Zeit inves­tie­ren, sind Ihre Erfolgs­chan­cen ziem­lich gut. Je näher Ihr Hin­ter­grund an der Daten­wis­sen­schaft ist, desto bes­ser. Je nach Ihrem Hin­ter­grund ver­fü­gen Sie viel­leicht bereits über den größ­ten Teil des mathe­ma­ti­schen Hin­ter­grunds und müs­sen nur noch mehr in Ihre Pro­gram­mier­kennt­nisse inves­tie­ren. Für einen Arbeit­ge­ber kann die Dis­kus­sion über die Diplom­ar­beit oder Dis­ser­ta­tion eines Bewer­bers zei­gen, wie gut er kom­plexe For­schungs­the­men ver­steht. Kön­nen sie sich in die Mate­rie ein­ar­bei­ten und schnell wie­der auf den Boden der Tat­sa­chen zurück­keh­ren? Ver­ste­hen sie wirk­lich, warum sie ver­schie­dene Ent­schei­dun­gen getrof­fen oder bestimmte Algo­rith­men ver­wen­det haben? Wel­chen Wert könnte ihre For­schung haben? Starke For­schungs­fä­hig­kei­ten rei­chen für einen Daten­wis­sen­schaft­ler zwar nicht aus, aber die Über­prü­fung die­ser Punkte kann dazu bei­tra­gen, das Risiko eines neuen Bewer­bers zu ver­rin­gern, ins­be­son­dere eines Bewer­bers mit begrenz­ter direk­ter Erfah­rung in die­sem Bereich. Als jemand, der die­sen Weg vor eini­gen Jah­ren ein­ge­schla­gen hat (mein MSc war in ange­wand­ter Phy­sik), erlebe ich immer wie­der, wie meine Aus­bil­dung mir einen ande­ren Blick­win­kel bei der Lösung von Pro­ble­men gibt als Kol­le­gen mit einem Hin­ter­grund in Mathe­ma­tik, Sta­tis­tik, Wirt­schaft oder Biologie.

Jemand, der die­sen Weg ein­schlägt, hat auch den Vor­teil, dass er sich schnell in fort­ge­schrit­te­ne­res Mate­rial ein­ar­bei­ten kann. Wenn Sie sich erst ein­mal einen Über­blick ver­schafft haben, wer­den Sie die Algo­rith­men weit­ge­hend ver­ste­hen und ein Ver­ständ­nis für die Hyper­pa­ra­me­ter ent­wi­ckeln wol­len. Dies ist viel ein­fa­cher, wenn Sie mit fort­ge­schrit­te­ner Mathe­ma­tik ver­traut sind.

Pro-Tipp: Wenn Sie in der Lage sind, Ihre Arbeit im Bereich Data Sci­ence / maschi­nel­les Ler­nen her­vor­zu­he­ben, die Sie vor Ihrem offi­zi­el­len Ein­stieg als Data Sci­en­tist geleis­tet haben, kön­nen Sie mög­li­cher­weise errei­chen, dass zusätz­li­che Jahre Ihrer Erfah­rung bei den Gehalts­ver­hand­lun­gen als rele­vant aner­kannt wer­den. Auch wenn Sie Ihre frü­here Arbeit nicht beschö­ni­gen soll­ten, ist es sinn­voll, auf Ihre Erfah­run­gen in den Berei­chen Pro­gram­mie­rung, Daten­ana­lyse, fort­ge­schrit­tene Sta­tis­tik, Ver­suchs­pla­nung, Algo­rith­men­ent­wick­lung oder andere angren­zende Arbeits­be­rei­che hinzuweisen.

Der frisch­ge­ba­ckene Absol­vent der Daten­wis­sen­schaft

Vor­aus­ge­setzt, Sie haben noch etwas Zeit bis zum Abschluss Ihres Stu­di­ums, suchen Sie nach außer­schu­li­schen Akti­vi­tä­ten, mit denen Sie Erfah­run­gen sam­meln kön­nen. Idea­ler­weise wäre das ein Prak­ti­kum in einem Data-Sci­ence-Team. Einer mei­ner frü­he­ren Arbeit­ge­ber hat jeden Som­mer regel­mä­ßig Prak­ti­kan­ten ein­ge­stellt und den viel­ver­spre­chends­ten von ihnen am Ende der Sai­son ein Ange­bot gemacht. Das war eine groß­ar­tige Win-Win-Situa­tion, und ein gro­ßer Teil der Neu­ein­stel­lun­gen des Unter­neh­mens kam durch die­ses Pro­gramm zustande. Wenn ein Prak­ti­kum nicht mög­lich ist, hat Ihre Uni­ver­si­tät viel­leicht ein Abschluss­pro­jekt, in das Sie inves­tie­ren kön­nen. Bei Riski­fied haben wir mit einer loka­len Uni­ver­si­tät zusam­men­ge­ar­bei­tet und einem ihrer Teams ein offe­nes Pro­jekt zur Ver­fü­gung gestellt, an dem es unter unse­rer Anlei­tung als Abschluss­ar­beit arbei­ten konnte. Wenn die Stu­den­ten inves­tie­ren und wirk­lich gute Arbeit leis­ten (d. h. nicht nur, um ihren Kurs zu bestehen, son­dern etwas, das im Unter­neh­men als gute Arbeit gel­ten würde), könn­ten wir daran inter­es­siert sein, sie ein­zu­stel­len oder zumin­dest ein Emp­feh­lungs­schrei­ben für zukünf­tige Arbeit­ge­ber zu verfassen.

Pro-Tipp - Bei der Arbeit in der Daten­wis­sen­schaft (wie in fast allen Beru­fen) müs­sen Sie in der Lage sein, Men­schen außer­halb Ihres Fach­ge­biets Dinge zu erklä­ren (Anmer­kung am Rande: Machen Sie nie den Feh­ler zu den­ken, dass nicht-tech­ni­sche Men­schen nicht so schlau sind wie Sie). Bei Ihren Vor­stel­lungs­ge­sprä­chen wer­den Sie viel über Ihre Diplom­ar­beit gefragt wer­den. Suchen Sie sich einen klu­gen Freund mit begrenz­ten Kennt­nis­sen im Bereich des maschi­nel­len Ler­nens, der Sie dazu befragt. Kön­nen Sie ihnen erklä­ren, was Sie getan haben und wie es sich von bestehen­den Lösun­gen unter­schei­det? Ich habe schon mit meh­re­ren Hoch­schul­ab­sol­ven­ten gespro­chen, die zwar alle Details ihrer For­schungs­ar­beit beschrei­ben konn­ten, aber bei ein­lei­ten­den Fra­gen auf hohem Niveau (z. B. warum ist diese For­schung wich­tig?) rat­los waren.

Ver­ges­sen Sie nicht, dass Erfolg lebens­lan­ges Ler­nen erfor­dert und Sie bis­her nur eine Phase Ihrer Aus­bil­dung abge­schlos­sen haben. Wei­te­res Ler­nen am Arbeits­platz ist genauso wich­tig und kann schwie­ri­ger sein, da es nicht so struk­tu­riert ist.

Die Opti­mis­ten

Es gibt eine Menge Leute, die sich in Online-Kur­sen und Boot­camps zu Daten­wis­sen­schaft­lern aus­bil­den las­sen. Die Kon­kur­renz ist groß, und man wird kei­nen Job in die­sem Bereich bekom­men, wenn man 80 Stun­den inves­tiert. Arbeit­ge­ber wer­den auf die Dauer Ihrer Kurse/Bootcamps ach­ten und dar­auf, wie ver­traut sie sind – Nano-Abschlüsse auf EdX oder ein 6‑monatiges Boot­camp wer­den viel beein­dru­cken­der sein als ein ein­zel­ner Kurs auf Udemy oder Coursera.

Mei­ner Mei­nung nach schrumpft das Zeit­fens­ter für den Ein­stieg in die Daten­wis­sen­schaft ohne umfang­rei­che for­male Aus­bil­dung (z. B. auto­di­dak­ti­sche Online-Kurse). Es ist zwar immer noch mach­bar, aber Sie müs­sen sich dar­über im Kla­ren sein, dass es viele Men­schen mit gerin­gen Kennt­nis­sen in die­sem Bereich gibt und dass es viel mehr braucht, um Ihren ers­ten Job zu bekom­men (bis Sep­tem­ber 2020 hatte Andrew Ngs Kurs 3,5 Mil­lio­nen ein­ge­schrie­bene Stu­den­ten). Wenn Sie die­sen Weg ein­schla­gen wol­len, wer­den Sie wahr­schein­lich immer noch meh­rere Monate (sprich: Hun­derte von Stun­den) Kurs­ar­beit und prak­ti­sche Pro­jekte mit einer guten Por­tion Glück benötigen.

Pro-Tipp: Wenn Sie kön­nen, soll­ten Sie Boot­camps in Betracht zie­hen, die nach­weis­lich eine Erfolgs­bi­lanz von Absol­ven­ten haben, die eine Stelle im Bereich Data Sci­ence antre­ten (wenn der finan­zi­elle Anreiz davon abhängt, umso bes­ser). Ein mehr­mo­na­ti­ges Voll­zeit­stu­dium könnte zwar mehr kos­ten als die Inves­ti­tion, die Sie in Erwä­gung gezo­gen haben, aber es könnte den ent­schei­den­den Unter­schied ausmachen.

Auf­grund des lang­sa­men, aber ste­ti­gen AutoML-Trends bedeu­tet dies auch, dass Sie sich wei­ter­bil­den und Ihr Fach­wis­sen erwei­tern müs­sen, nach­dem Sie Ihre erste Stelle ange­tre­ten haben. Man muss der Auto­ma­ti­sie­rung immer ein paar Jahre vor­aus sein, und ein biss­chen Para­noia kann für die lang­fris­tige Arbeits­platz­si­cher­heit gesund sein.

Abschlie­ßende Überlegungen

Im Ver­gleich zu ande­ren ein­kom­mens­star­ken und gefrag­ten Beru­fen muss man nicht erst ein mehr­jäh­ri­ges Medi­zin­stu­dium absol­vie­ren oder tau­send Flug­stun­den sam­meln, bevor man als Daten­wis­sen­schaft­ler arbei­ten darf. Die Nach­frage nach Daten­wis­sen­schaft­lern ist zwar hoch, aber der Groß­teil die­ser Nach­frage besteht aus sehr qua­li­fi­zier­ten Per­so­nen, die ihren Wert nach­wei­sen kön­nen. Sie müs­sen beden­ken, dass es trotz feh­len­der gesetz­li­cher Hin­der­nisse immer noch Markt­kräfte gibt und die Unter­neh­men nicht viel Geld für jeman­den mit wenig Erfah­rung zah­len wer­den. Dar­über hin­aus benö­ti­gen neue Daten­wis­sen­schaft­ler viel Auf­merk­sam­keit, Schu­lung und Unter­stüt­zung durch erfah­re­nere Daten­wis­sen­schaft­ler. Da in den ers­ten Mona­ten fast aus­schließ­lich das Unter­neh­men inves­tiert, kann es ein Jahr dau­ern, bis der Bei­trag eines neuen Daten­wis­sen­schaft­lers wie­der bei Null liegt. Para­do­xer­weise wird die­ses Pro­blem durch den Man­gel an erfah­re­nen Daten­wis­sen­schaft­lern noch ver­schärft – sie wer­den jetzt wirk­lich gebraucht, um an Pro­ble­men zu arbei­ten, und kön­nen nur eine bestimmte Zeit mit der Schu­lung neuer Mit­ar­bei­ter verbringen.

Es ist kein ein­fa­cher Weg, aber er ist defi­ni­tiv loh­nend. Die Welt braucht mehr groß­ar­tige Daten­wis­sen­schaft­ler, also fan­gen Sie an!

Quelle: medium.com

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