Einleitung
Aussagekräftige Informationen aus Daten zu gewinnen ist für fundierte Geschäftsentscheidungen von großer Bedeutung. Dabei kommt es darauf an, Auffälligkeiten in den Daten zu erkennen, zu verstehen und gegebenenfalls zu beseitigen. Ein prominentes Beispiel, wie Informationen aus Finanzprozessen übersichtlich aufbereitet werden können, ist die klassische Gewinn- und Verlustrechnung.
Häufig orientiert man sich an den International Business Communication Standards, für eine detaillierte Analyse mag es jedoch hilfreich sein, eine andere Form zu wählen. Dieser Artikel zeigt, wie Microsoft Power BI eingesetzt werden kann, um Endanwendern flexible und maßgeschneiderte Berichte zur Verfügung zu stellen. Der Ansatz reduziert den manuellen Aufwand, ist generisch und für viele Szenarien geeignet, zudem sind keine kostenpflichtigen Plug-Ins nötig.
Traditionell werden solche Berichte oft manuell erstellt. In Tabellenkalkulationsprogrammen wie Microsoft Excel können Daten zwar gefiltert, aggregiert und in Pivot-Tabellen dargestellt werden. Jedoch ist die manuelle Aktualisierung und Anpassung solcher Tabellen ist mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden. Zudem ist die Skalierbarkeit problematisch, wenn es darum geht, Daten aus verschiedenen Quellen zu integrieren oder zeitnah auf Veränderungen zu reagieren.
In den letzten Jahren hat sich Power BI zu einer beliebten Alternative entwickelt. Als Teil der Microsoft Power Platform ermöglicht es Unternehmen, Daten aus verschiedenen Quellen zu sammeln, zu analysieren und in aussagekräftige visuelle Berichte und Dashboards umzuwandeln. Den Einstieg in die Plattform bietet der frei verfügbare Power BI Desktop. Hierin ist bereits eine große Palette an Funktionen zur Erstellung und Bearbeitung von Dashboards enthalten, die kontinuierlich wächst.
Dabei werden die Buchungen zweier Quartale zu verschiedenen Einzelpositionen zusammengefasst und miteinander verglichen. Der Vergleich erfolgt über dynamisch wählbare Dimensionen, so genannte Bewegungsdimensionen, die eine detailliertere Betrachtung der Abweichungen ermöglichen. Darüber hinaus unterliegen die Positionen einer unregelmäßigen Hierarchie, die ebenfalls dargestellt wird.
Vorbereitung der Daten
Als Grundlage des Berichts dient das fiktive Unternehmen Contoso, für das Microsoft passende Finanzdaten in Form einer Gewinn- und Verlustrechnung zur Verfügung stellt. Für leistungsfähige Dashboards wird idealerweise ein klassisches Sternschema mit einer zentralen Faktentabelle und verschiedenen zugeordneten Dimensionen verwendet.
In diesem Fall sind dies Buchungen beziehungsweise deren Buchungsdatum, Hierarchie und Kostenbereich, der auch als Bewegungsdimension verwendet wird. Dargestellt sind zudem die 1:n‑Beziehungen der Tabellen untereinander, was heißt, dass jeder Dimension viele zugehörige Fakten zugeordnet sein können.
Für die spätere unabhängige Auswahl der zu vergleichenden Quartale muss das Modell um zwei Tabellen erweitert werden, welche die Quartale enthalten. Diese Tabellen sind bewusst nicht mit der Faktentabelle verknüpft. Dies geschieht erst in den sogenannten Measures, in denen die anzuzeigenden Werte berechnet werden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind die Measures in einer Tabelle zusammengefasst.
Darüber hinaus werden die Zeilen und Spalten der Visualisierung in Tabellen definiert sowie deren Zuordnung zu Buchungspositionen bzw. Kostenbereichen und die Berechnung der Leistungskennzahlen. Diese Definitionen werden von außen in beliebiger strukturierter Form vorgegeben, zum Beispiel über Excel- oder CSV-Dokumente.
Diese Vorgaben bestimmen, welche Hierarchieelemente dargestellt werden und welche Bewegungsdimensionen möglich sind. Ebenso erfolgt die Definition der Kennzahlen in Form von mathematischen Operationen und Verweisen auf Hierarchieelemente. Beispielsweise werden für die Kennzahl Claims CY Ratio zunächst die Claims CY addiert und anschließend durch den Insurance Revenue dividiert. Die Operanden sind hier bereits in Schlüssel umgewandelt.
Aufbau des Dashboards
Auf der linken Seite befinden sich oben Auswahlfenster für die Bewegungsdimension sowie die zu vergleichenden Quartale und unten zur Einschränkung der Gebiete. Auf der rechten Seite befindet sich eine Übersicht der aggregierten Werte für jedes Hierarchieelement pro Element der Bewegungsdimension und die daraus berechneten Leistungskennzahlen in Form einer Matrix. Für den Aufbau einer unregelmäßigen Hierarchie sei auf einen ausführlichen Artikel auf daxpatterns.com verwiesen. Stattdessen liegt hier der Fokus auf dem Datenmodell und den notwendigen Measures.
Grundsätzlich verwendet Power BI in den Measures und Visualisierungen sogenannte Kontexte, innerhalb derer die für Berechnungen berücksichtigten Daten eingeschränkt werden und so eine hohe Performance ermöglichen. In der Matrix definiert jede Zeile oder Spalte, welche Elemente aufgrund der Verknüpfungen im Datenmodell berücksichtigt werden. Die Berechnung der Summe für einen Geschäftsbereich in einem Quartal ist somit einfach möglich.
_sum = SUM(FactPosting[Actual])
Allerdings muss für die Gesamtsumme über alle Geschäftsbereiche der Filter auf die Spalte aufgehoben werden.
_sumTotal = CALCULATE(
SUM(FactPosting[Actual]), REMOVEFILTERS(VisualColumnWalk)
)
Dies geschieht in Power BI durch die Funktion CALCULATE, die einen separaten Kontext für Berechnungen bietet, beispielsweise durch die Funktion REMOVEFILTERS. Auf gleiche Weise muss für die Bewegungsdimension die Summe der früheren Buchungen von derjenigen der späteren abgezogen werden.
_sumEarly = CALCULATE(
SUM(FactPosting[Actual]),
FILTER(ALL(DimPostingDate), [Display Name] = [DateEarlier])
)
_sumLate = CALCULATE(
SUM(FactPosting[Actual]),
FILTER(ALL(DimPostingDate), [Display Name] = [DateLater])
)
Hierzu wird in der Dimension über eine FILTER-Funktion das entsprechende Quartal ausgewählt.
Die Leistungskennzahlen werden prinzipiell gleichermaßen entsprechend der Definition erhalten. Da grundsätzlich alle Berechnungen unter Berücksichtigung der Reihenfolge als Addition und Division dargestellt werden können, werden Zähler und Nenner jeweils als Summen berechnet.
_numerator = CALCULATE(
SUM(FactPosting[Actual]),
FILTER(ALL(MappingRow), [Row Key] IN _additions)
)
_denominator = CALCULATE(
SUM(FactPosting[Actual]),
FILTER(ALL(MappingRow), [Row Key] IN _divisions)
)
Abschließend erfolgt die Division.
_result = DIVIDE(_numerator, _denominator)
Die Gesamtsumme sowie die Bewegungsdimension folgen, wie oben gezeigt, indem die Filter auf Spalte aufgehoben bzw. auf die entsprechenden Buchungsquartale eingeschränkt werden.
Visualisierung der Bewegungsdimension
Die so gewonnenen Zahlen können neben der tabellarischen Darstellung auch auf andere Weise visualisiert werden, um weitere Einblicke zu ermöglichen. Eine beliebte Darstellungsform ist das Wasserfalldiagramm, das eine Veränderung von Werten zwischen Datenpunkten oder Zeiträumen abbildet und somit hilft, komplexe Daten transparent und die einzelnen Beiträge direkt sichtbar zu machen.
In einem Auswahlfenster können nun Buchungsposten oder Leistungskennzahlen gewählt und die Beiträge nach Bewegungsdimension aufgeschlüsselt werden.
Fazit
Da für eine effektive Datenanalyse die Art der Datendarstellung eine zentrale Rolle spielt, sind herkömmliche Ansätze wie Pivot-Tabellen oft zu unflexibel, um den vielfältigen Geschäftsanforderungen gerecht zu werden. Hier kommt die vorgestellte Methode der Aufbereitung hierarchischer Daten in Power BI ins Spiel. Mit Hilfe von Metadaten können Endanwender die Berichte individuell anpassen und relevante Leistungskennzahlen definieren, ohne dabei das Dashboard selbst ändern zu müssen. In einer datengesteuerten Geschäftswelt ermöglicht diese Herangehensweise ein dynamisches und maßgeschneidertes Werkzeug zur Datenanalyse.
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